Archiv der Kategorie: BRD/Westberlin

Interview mit Phillip Boa – April 1988

Nachdem die Macher von Pop Noise im Winter 1988 mit mir Kontakt aufgenommen hatten und bereits im Parocktikum als Interview Partner aufgetaucht waren, lag die nächste Gelegenheit quasi um die Ecke: Phillip Boa, dessen Label Constrictor das erste „West“-Label war, das mich regelmäßig mit Platten bemusterte und damit das Repertoire der Sendung um diverse aufregende Acts bereicherte, konnte zwar (noch) nicht persönlich nach Ost Berlin kommen, ein Telefoninterview war aber nach kleineren bürokratischen Aktivitäten innerhalb der DT64 Hierarchie möglich.
Die heutige Audiodatei enthält den kompletten Wortanteil der Parocktikumausgabe vom 30.4.1988 – genau: das war fast auf den Tag genau vor 20 Jahren. Das heftige Knattern in der „Interzonen Telefonleitung“ kommt den älteren unter uns sicher noch bekannt vor… Viel Spaß bei der nostalgischen Rückblende.

PopNoise – Westkontakte 1988

Mit zunehmender Bakanntheit des Parocktikum in der DDR sind auch automatisch mehr und mehr Hörer aus Westberlin und der BRD auf die Sendung aufmerksam geworden. Es gab Hörer aus der DDR, die ihren Bekannten im Westen von der Sendung erzählt haben und irgendwann nahmen dann auch Leute aus der Musikszene Kontakt mit mir auf. Einer dieser Kontakte entstand mit den Machern des Fanzines „PopNoise“ aus Duisburg.

Dieser und ähnliche Kontakte führten zu einem Austausch im gegenseitigen Interesse: Ich lieferte Informationen und Material zur DDR-Szene und bekam im Gegenzug Material (vor allem in Form von spielbarer Musik) westdeutscher und internationaler Bands. Im Winter 1988 kamen die Macher von Popnoise nach Ostberlin und ich habe mit ihnen ein Interview aufgenommen, dass dann im März im Parocktikum lief. Zu dem Treffen sollte damals eigentlich auch Tom G. Liwa erscheinen. Der wurde allerdings an der Grenze abgewiesen… Peter Hartinger, Uwe Scherer, Rainer Demond im Parocktikum-Interview.

Die Mimmis (Interview vom 11.4.1990)

Das Jahr 1990 war für alle jungen Musikfans aus der DDR eine pure Aufholjagd. Alle Bands musste man sehen, koste es was es wolle. Meine beim Boa-Konzert in der Seelenbinder-Halle angesprochene Top-5 Liste (Residents, Nick Cave, Neubauten, Fall, Cramps) war schnell abgearbeitet. Über die teilweise Enttäuschung spreche ich im folgenden Sendungsausschnitt.

Aber eigentlich gehts um die Mimmis. Fabsi hat das Parocktikum schon vor der Wende mit Platten bemustert. Klar, dass wir uns treffen mussten, wenn er in Berlin war. Die Zeit war ein bissel ungünstig, weil der Osten gerade Kohl an die Macht (wieder/vereinigt)gewählt hatte. Damals wurde man auch als politisch korrekter Ossi immer irgendwie mitverantwortlich gemacht… Egal. Fabsi hats jedenfalls geblickt und freute sich damals auf die Tour durch den Osten.

Einstürzende Neubauten

Einer der Höhepunkte meiner Arbeit am Parocktikum war das Interview mit Blixa Bargeld. Komischerweise ist es nicht mehr möglich, den genauen Zeitpunkt des Interviews festzustellen. Ich bin ziemlich sicher, dass ich Blixa 1988 beim DDR-Rundfunk getroffen habe und das Interview im Vorraum eines Produktions-Studios in der Nalepastrasse geführt habe.

Andererseits spricht alles dafür, dass die Neubauten die Aufnahmen für die Hörspielversion der „Hamletmaschine“ 1990 gemacht haben.
Falls sich also jemand erinnert, wann das Interview im Parocktikum zu hören war, währe ich für eine kurze Nachricht dankbar.

Ergänzt 1.6.2012: Damals waren die Neubauten zu Aufnahmen für Heiner Müllers „Bildbeschreibungen“ in Ost-Berlin.

Das komplette Gespräch (wie es, soweit ich mich erinnere, nie im Radio zu hören war) liegt jetzt hier als mp3 bereit. Der übernächtigte Underground-Star und der aufgeregte Jungendradio-Moderator haben, im Nachhinein betrachtet, ein recht seltsames Gespräch geführt. Aber so ist das nun mal mit den einmaligen Gelegenheiten…