Die offizielle Politik gegenüber den als „anders“ bezeichneten Bands blieb, zumindest in Berlin, Leipzig und einigen anderen Orten, an denen es interessierte MacherInnen gab bis Anfang 1989 eher liberal. Das Nachhinken hinter den Bedürfnissen fand auf großer und kleiner Bühne statt. AMIGA, die staatliche Rock-Plattenfirma veröffentlichte im Frühjahr 1988 in der „Kleeblatt“-Reihe die LP mit den „anderen Bands“ und nahm noch im selben Jahr die Arbeit an einem „Parocktikum“-Sampler auf, der 1989 erschien. Eine EP mit den Skeptikern und viel später die LPs von Sandow, Feeling B und den Skeptikern folgten.
Die FDJ (der Jugendverband) hatte ihre kulturellen Finger schon 1986 das erste Mal in Richtung Indie-Szene ausgestreckt. Beim „Festival des Politischen Liedes“ und dem „Lieder“/“Rocksommer“ gab es Auftritte von Billy Bragg und Hard Pop, später rückten andere Bands nach. Beim ästhetisch eher cleanen Suhler Amateurtreff 1988 durften die Skeptiker und Sandow spielen (Sandow nahm in Suhl zum ersten Mal „Born in the GDR“ auf, das zu jener Zeit ziemlich explosiv war). Und dann gab es ja im Berlinjahr ’87 die ersten Großkonzerte, die den ebenso großen Appetit der jungen Leute im Land stillen sollten. Als beim 88er Politfestival der FDJ-Manager Detlef Haak auf die Idee kam, laut über ein Konzert mit DDR- und internationalen Indie Bands zu reden, konnte auch diese Gelegenheit nicht ungenützt verstreichen. Anfang Juli gab es in der Werner-Seelenbinder-Halle ein großes Konzert mit Feeling B, dem Expander des Fortschritts, Voo Voo (aus Polen), Jonathan Richman und Wedding Present. Unvergessen ist die Gitarren-Session, die am Abend zuvor im „Tierpark-Klub“ mit Musikern von Feeling B und Wedding Present stattfand.
Übrigens soll bei dieser Gelegenheit auch dieser Klub seine Würdigung erfahren. Immer etwas spontaner, als man es auf der „Insel“ beobachten konnte, aber mit den selben Erfolgen, fabrizierten die Tierpark-Leute zum Teil riesige Festivals. Aljoscha Rompe von Feeling B etablierte seit Ende ’88 seine Talente-Schmiede mit dem Santa Clan Projekt. Der Klub war, weil nicht so abgelegen wie die Insel, immer wieder im offensichtlichen Blickfeld der „Sicherheit“. Als die Musiker der Einstürzenden Neubauten nach ihren Aufnahmen zu einem Heiner Müller Hörspiel beim DDR-Rundfunk mal im „Tierpark“ vorbeischauten, klingelte alsbald das Telefon im Büro und „man“ fragte, wer denn diesem Westauto entstiegen sei. (Westler in DDR-Jugendklubs galten gegenüber den Jugendbehörden als eine Art Werkspionage)
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