Die Signale von „Draußen“ gelangten auf ganz verschiedene Weise zu mir. Am deutlichsten ist mir eine Episode in Erinnerung, die einiges von der Einbindung der Partei und Stasi ins Rundfunkgeschehen illustriert. Ein Hörer hatte mir ein Tape der Weimarer Band Die Fanatischen Friseure zugeschickt, von dem ich zwei Songs im PAROCKTIKUM spielte. Tags drauf kam Musikchef Walter Bartel zu mir und fragte nach eben dieser Band und ob ich sie im Programm gehabt hätte. Bei ihm sei eine Nachfrage „einer Erfurter Dienststelle“ eingetroffen, in der davon die Rede ist, dass Die Fanatischen Friseure im Bezirk Spielverbot hätten und warum denn der DDR-Jugendsender die dann spielen würde. In dem Moment war ich doch eher verblüfft und konnte nicht darüber nachdenken, wie solche kurzen Informationsdrähte zustande kommen, abgesehen davon, dass die Dienststelle offensichtlich intensiv meine schönen Sendungen verfolgte. Dem Chef habe ich lediglich mitteilen können, dass ich von Bands, deren Demos ich spiele, nicht immer polizeiliche Führungszeugnisse verlange.
Soweit ich es nachvollziehen kann, waren diese Episode und eine andere Geschichte, die ähnlich ablief, also Chef fragt und bekommt nicht gerade eine richtige Antwort, die einzigen Gelegenheiten, bei denen ich von einer Beobachtung etwas zu spüren bekam. Wer in meinem Umfeld noch für Informationsbeschaffung sorgte, oder ob das überhaupt passierte, entzieht sich bis heute meiner Kenntnis.
..Die Bekanntgabe unserer Kontaktadresse … in der Sendung vom 26.5.1987 war der Beginn dieses für uns großen Erfolges. Seitdem erreichen uns u.a. viele Einladungen zu Veranstaltungen in Klubs. Wir würden diese Angebote stets gern annehmen, doch wenn wir schreiben, dass wir noch keine Einstufung besitzen, kommt meist keine Antwort mehr. Aus diesem Grund entschieden wir, uns einer solchen Prüfung zu unterziehen. …
Die Veranstaltung fand am 19.11.88 in … Saalfeld statt. … Bei der Auswertung unserer Darbietung gemeinsam mit der Jury wurde uns dennoch keine Spielerlaubnis erteilt. Man stellte fest, dass uns musikalisch eine Mittelstufe anerkannt werden könnte, da wir aber keine reine Tanzmusik darbieten, wäre diese Kommission nicht kompetent für diese Art der Musik. Eine genaue Adresse der ihrer Meinung nach Richtigen konnte uns allerdings nicht genannt werden. … Zum Inhalt unserer Texte wurde kein Wort verloren.
Brief von GEFAHRENZONE, Saalfeld, Dezember 1988
Allerdings erreichten mich immer mal Berichte von Beschuldigungen, die gegen mich erhoben wurden. Für viele Leute in der Szene galt ich als der große Informant oder etwas ähnliches. Ein junger Mann drückte seinen Unmut über meine Arbeit gar als Faust in mein Gesicht.
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